Zuerst sollte man wissen, dass Angst eine natürliche Schutzfunktion ist. In der freien Natur würde Angst einem Wildhund möglicherweise das Leben retten. Denn Angst hat auch eine sinnvolle Funktion. Deshalb solltest du mit der Bekämpfung der Angst schon mindestens ein Jahr vor Silvester anfangen. Sind es nur noch wenige Tage oder Wochen bis zum Jahreswechsel, haben wir jedoch ein paar hilfreiche Tipps und Methoden, die deinem Hund helfen könnten.
Von wo kommt die Angst?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Hunde Angst haben. Einige sind schon als Welpe geprägt worden und haben negative Erfahrungen gemacht. Andere haben einen sensiblen, ängstlichen Charakter – da kann auch die Rasse mit-einspielen. Da die Böller an Silvester keine alltäglichen Geräusche sind, die der Hund vom Welpenalter an kennenlernt, erschrickt er natürlich, wenn es knallt.
Und da die Raketen schon einige Tage vorher im Handel erhältlich sind, hört man diese immer mal wieder unerwartet über die Tage verteilt. So kann dein Vierbeiner nicht zur Ruhe kommen und bleibt angespannt. Zusätzlich kommt es nebenbei noch zu einer klassischen Konditionierung. Das heißt, dein Hund hat irgendwann nicht nur Angst vor dem Knall, sondern auch vor den sprühenden Farben, dem Geruch einer Rakete und dem Zischgeräusch. Es reicht einer der Reize aus, um die Angst auszulösen.
Wie kann ich meinem Hund aus der Angst helfen?
Die wichtigste Zutat um Wege aus der Angst zu finden ist die Geduld. Löschen kann man die Angst nicht, aber man kann negative Gefühle mit positiven Gefühlen überschreiben. Du alleine hast die Entscheidung, ob du mit deinem Liebling den langen, steinigen Weg des Trainings gehen möchtest oder ob du lieber jedes Jahr an Silvester ein paar Tage in die Natur fährst. Es ist zwar der leichtere Gang, einfach wegzufahren, jedoch hilft es einem Hund mit allgemeiner Geräuschempfindlichkeit auf Dauer nicht.
Hier kann die Systematische Desensibilisierung helfen. Dein Hund soll sich mit etwas beschäftigen, was er mag oder womit er glücklich ist. Währenddessen kommt das Angst machende Geräusch immer näher. Somit wird die Angst sozusagen ausgetrickst. Du solltest dazu genau wissen, welche Beschäftigung dein Freund auf vier Pfoten richtig gerne mag. Es gibt viele Spiele, die Hunde lieben: Ballspiele, Suchspiele von Futter, Apportieren und vieles mehr. Anfangs soll alles noch ohne Geräusche stattfinden.
Danach ist es empfehlenswert, eine zweite Person zu haben, die kleinere Knallgeräusche macht. Wenn dein Hund das Geräusch realisiert, sich jedoch weiterhin seinem Spiel widmet, ist alles richtig gelaufen. Achte auf kleine Schritte und die Körpersprache deines Hundes. Hunde können im Gegensatz zum Menschen nicht einfach sagen, wenn es ihnen zu viel wird. Der Hund sollte die Geräusche bemerken, jedoch keine Angst zeigen. Dann ist alles richtig. Reize wie Silvesterknaller, Schüsse oder Ähnliches dürfen erst am Ende mehrere Trainingsmonate kommen. Achte außerdem darauf, dass ein Training immer positiv endet.
Welche Hilfsmittel sind empfehlenswert und welche eher nicht?
Geräusche CD: Die CD mit Geräuschen aus dem Alltag wie beispielsweise Staubsauger, Donner, Feuerwerk oder Straßenverkehrsgeräusche ist zwar eine gutgemeinte Idee, entspricht aber nicht der Realität. Viele Geräusche haben eine andere Frequenz und man müsste die CD relativ laut abspielen.
Pheromonhalsbänder: Auch als Spray oder Stecker erhältlich. Durch die Beruhigungspheromone soll sich der Hund entspannt und geborgen fühlen. Es gibt zwar keine wissenschaftlichen Statistiken dafür, aber es zu probieren ist sicherlich eine gute Möglichkeit.
Sedierungsmedikamente: Nicht empfehlenswert sind die sogenannten Sedierungsmedikamente. Sie bewirken, dass der Körper des Hundes ruhig wird. Der Kopf und das Gehirn bekommen alles mit und versuchen mit dem müden Zustand klarzukommen. Ein Allheilmittel für Ängste gibt es eben nicht.
Doch das wichtigste von allem: Dein Vierbeiner braucht eine*n starke*n Partner*in an seiner Seite. Konsequent aber liebevoll.
S.O.S Maßnahmen:
Kauleckerli: Ein Schweineohr oder Ähnliches zu kauen kann deinen Hund beruhigen und die meisten Hunde
schütten sogar Glückshormone aus.
Streicheln, aber keinen Trost spenden: Kuschel und streichle deinen Hund immer zwischendurch und verwehre auch
keine Streicheleinheiten. Achte nur darauf, dass du die Angst nicht mit Trösten belohnst. Denn das würde die Angst verstärken.
Fenster und Rollläden zu: Wenn dein Liebling nicht viel von draußen mitbekommt, ist es
entspannter für dich wie auch für deinen Vierbeiner. Laute Musik übertönt so manchen Knaller.
Platz zum Verkriechen: Egal wo sich dein Hund verstecken möchte: Gebe die Möglichkeit
und mach es deinem Hund egal ob im Bad, Keller oder unter dem Bett gemütlich.
Großer Spaziergang: Mach dein Hund müde und mache ausgiebige Spaziergänge. Achte auf Silvesterknaller, denn manche Hunde laufen davon. Du könntest an diesem besonderen Tag beispielsweise mit einer Schleppleine Gassi gehen.